Bindungsangst – Nähe kann erdrückend sein

Kennen Sie es? Die Furcht vor emotionaler Nähe, vor einer längerfristigen Beziehung mit einem Partner. Bindungsangst ist eine weit verbreitete Angststörung in der Gesellschaft. Erkennbar ist sie beispielsweise bei Menschen, die nur kurze Liebschaften eingehen können. Partnerschaften werden von den Betroffenen als Gefahr für ihre Unabhängigkeit angesehen, sie fürchten sich vor der Kontrolle der Freundin oder des Freundes.

Was versteht man unter Bindungsangst?

Eine Person, die unter Bindungsangst leidet, hat Angst vor Nähe und vor engen Beziehungen. Bindungsangst bedeutet, dass ein Mensch aus psychologischen Gründen beziehungsunfähig ist. Personen, die an Bindungsangst leiden, fühlen sich schnell eingeengt und gehen entweder gar keine festen Beziehungen ein oder verlassen ihren Partner, sobald es ihnen zu ernst wird.

Es kann zwischen aktiver und passiver Bindungsangst unterschieden werden:

  • Aktive Bindungsangst: Bei aktiver Bindungsangst flüchtet die Person aus einer Beziehung. Auf Menschen mit aktiver Beziehungsangst trifft das Nähe-Distanz Problem zu.
  • Passive Bindungsangst: Bei passiver Bindungsangst läuft die Person einem flüchtenden Partner hinterher, aus Angst niemanden mehr finden zu können. Bei passiver Bindungsangst leidet man unter grossen Verlustängsten und versucht deswegen, seinen Partner mit allen Mitteln an sich zu binden.

Die Angst ist meistens unterbewusst, sodass die Person selbst gar nicht über ihre Probleme Bescheid weiss. Im Grunde sind diese Menschen aber nicht beziehungsunfähig, weil man an jeder Angst arbeiten und sie besiegen kann.

Das Wort «beziehungsunfähig» wird in der heutigen Zeit oft benutzt und gilt gerne als Ausrede, wenn man keine Lust auf eine Beziehung hat oder weil man nicht bereit ist, Kompromisse einzugehen und auf seine Freiheiten zu verzichten. Wenn man allerdings wirklich unter Bindungsangst leidet, ist das ein ernstzunehmendes psychologisches Problem.

Woher kommen Bindungsängste eigentlich?

Es gibt viele Gründe woher Bindungsangst kommen kann. Die Psychologen sind sich einig, dass Bindungsängste oft in der Kindheit verursacht werden. Hier werden einige Punkte genannt und erklärt:

  • Keine bedingungslose Liebe: Wenn man als Kind keine bedingungslose Liebe von seinen Eltern bekommt, sondern die Liebe an Erwartungen geknüpft wird, denkt man als Erwachsener, dass man es nicht Wert ist, geliebt zu werden. Man hat Angst, die Erwartungen seines Partners nicht zu erfüllen und verlassen zu werden, weil man nicht gut genug ist.
  • Verhältnis zu Eltern: Wenn die Beziehung zur Mutter oder zum Vater gestört war, kann das später zur Bindungsangst führen. Da bei Kindern die Mutter die wichtigste Bezugsperson ist, wirken sich negative Erfahrungen in der Kindheit besonders bei Männern später auf die Beziehung aus. Männer haben dann oft Angst, von einer Frau enttäuscht, eingeengt oder verlassen zu werden.
  • Schlechte Erfahrungen: Zudem kann auch Missbrauch, Scheidung oder Betrug zu Bindungsängsten führen. Wenn man in der Vergangenheit zu sehr enttäuscht wurde, fällt es einem schwer, sich auf einen neuen Partner einzulassen. Man hat Angst, dass sich schlechte Erfahrungen wiederholen könnten und möchte sich vor neuen Enttäuschungen schützen.
  • Geringes Selbstwertgefühl: Wenn ein positives Selbstbild zerstört wurde und ein geringes Selbstwertgefühlt besteht, fällt es der Person schwer, mit Ablehnung umzugehen und sie hat starke Angst vor neuen Verletzungen.
  • Starke Verlustängste: Starke Verlustangst ist ein weiterer Grund, weshalb man keine Beziehung eingehen möchte. Man hat Angst, den Menschen wieder zu verlieren und neigt dazu zu Klammern und zu übertriebener Eifersucht.

Wie erkennt man Beziehungsangst?

Es gibt einige Anzeichen, an denen sich Beziehungsangst erkennen lässt. Wenn viele dieser Punkte zutreffend sind, könnte die Person unter Bindungsangst leiden:

  • Überhöhte Erwartungen: Menschen mit Bindungsangst haben zu hohe Erwartungen an ihren Partner und auch an sich selbst. Das kann sich dadurch äussern, dass ständig Fehler am Partner gesucht werden.
  • Wechselnde Sexual- und Beziehungspartner: Die Person hat Angst, sich auf jemanden festzulegen und beendet eine Beziehung, sobald sie enger wird.
  • Keine engen Freundschaften: Ein Mensch mit Beziehungsangst hat viele oberflächliche Bekannte, weil er sich nicht um richtige Freundschaften bemüht.
  • Starkes Sicherheitsbedürfnis: Viele Beziehungsphobiker wünschen sich ein geregeltes Leben mit emotionaler und materieller Stabilität. Sie haben Angst davor, dass ein neuer Partner diese zerstören könnte. Ausserdem fürchten sie sich vor dem Verlust ihrer Identität und Kontrolle.
  • Streitlust: Jemand mit Beziehungsangst neigt dazu, ohne ersichtlichen Grund Streit anzufangen und sich danach zu distanzieren.
  • Schwankendes Nähebedürfnis: Eine Person, die unter Bindungsangst leidet, schwankt ständig zwischen intensiver Nähe und starker Distanz.
  • Fehlendes Selbstwertgefühl: Beziehungsphobiker haben Angst vor Ablehnung und vor Fehlern. Ausserdem fürchten sie sich vor Verpflichtungen, Verantwortung und davor, nicht gut genug zu sein.

Was kann man dagegen machen?

Zunächst sollte man herausfinden, ob man tatsächlich an Beziehungsangst leidet. Wenn dies der Fall ist, muss man erforschen, wovor genau man Angst hat. Anschliessend kann man sich überlegen, ob man bereit ist, etwas daran zu ändern. Es ist möglich daran zu arbeiten und sich seinen Ängsten zu stellen.

Man muss sich darüber bewusst werden, dass die Ängste aus schlechten Erfahrungen stammen und dass das alles in der Vergangenheit liegt. Die Gegenwart kann ganz anders werden. Die Beziehungsmuster von damals müssen sich nicht wiederholen. Man muss sich bewusst machen, dass der aktuelle Partner, nicht die Eltern und nicht der Ex-Partner sind. Das heisst zum Beispiel, dass man dem Partner vertrauen kann und sich auf ihn verlassen kann, auch wenn dies früher bei anderen Menschen nicht der Fall war.

Um dieses Problem wirklich lösen zu können, ist es am besten, sich professionelle Hilfe zu holen. Nur so können die Gründe für die Ängste wirklich ans Tageslicht gebracht werden. Man kann lernen, damit richtig umzugehen und die Bindungsangst zu besiegen.

Verliebt in jemanden mit Beziehungsangst – was tun?

Wenn Sie in jemanden verliebt sind, der unter Beziehungsangst leidet, sollten Sie mit Ihrem Partner darüber sprechen und gemeinsam nach Lösungen suchen. Ihr Partner muss erst einmal selbst einsehen, dass er dieses Problem hat. Er muss selbst etwas daran ändern wollen. Sie sollten zu Ihrem Partner halten und ihm dabei helfen, das Problem zu lösen, soweit Sie dazu in der Lage sind.

Es gibt ein paar Dinge, die Sie als Partner tun können, wenn Ihre zweite Hälfte unter Beziehungsangst leidet. Es ist wichtig, mit der Person neue positive Erfahrungen zu machen, damit derjenige seine Ängste verliert. Ganz wichtig ist es, dem Menschen das Gefühl zu geben, dass man ihn so liebt, wie er ist. Ausserdem sollten Sie eher selbstständig sein und Ihrem Partner den Freiraum geben, den er braucht.

Natürlich kommt es auch darauf an, wie ausgeprägt die Bindungsangst ist. Wenn man damit leben kann und selbst Wege findet, das Problem zu lösen, ist das gut. Wenn man jedoch selbst nicht damit fertig wird, dann ist es ratsam, sich von einem Therapeuten oder Psychologen unterstützen zu lassen.


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Autoren

Karina Seltzner und Sandra Obermann beobachten die Szene seit 2008 und gehören zu den wenigen Online-Dating-Expertinnen in der Schweiz.

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